Das Auge sagte eines Tages:
«Ich sehe da hinter diesen Tälern im blauen Dunst einen Berg.
Ist er nicht wunderschön?»
Das Ohr lauschte und sagte nach einer Weile:
«Wo ist der Berg, ich höre keinen!»
Darauf sagte die Hand:
«Ich suche vergeblich, ihn zu greifen. Ich finde keinen Berg!»
Die Nase sagte:
«Ich rieche nichts, da ist kein Berg!»
Da wandte sich das Auge in eine andere Richtung.
Die andern diskutierten weiter über diese merkwürdige Täuschung
und kamen zum Schluss:
«Mit dem Auge stimmt etwas nicht!»
Khalil Gibran (1883-1931)
Text zum Jahreswechsel 2008/2009